18 April 2011

Rauschberg in Ruhpolding

Ruhpolding stellt sich Mitte April noch als verschlafenes Städtchen dar. Die Schwimmhalle wird noch renoviert ebenso wie die Straße durch den Ort. Das Leben in Ruhpolding erscheint nach der Hektik der Großstadt München ruhig, beschaulich und bescheiden. Wie sich die Blumen und Blüten langsam nach harten Wintermonaten der Sonne entgegen recken, so recken sich die Ruhpoldinger nach der Ruhe dem Geld der Touristen entgegen.



Ruhpolding räkelt sich nach der Winterruhe den Kräften und Säften des Frühlings und der Touristen entgegen.


Die Gebäude in Bayern sind wie für die Ewigkeit gebaut. Bevorzugt bauen die boarischen Eingeborenen mit Holz, welches ihnen seit alten Zeiten zur Verfügung steht. Holz zum Bauen und Brennen holt sich der Bayer aus den Bergen.


Wer als Tourist die boarischen Berge besucht, muss 'naufi' - also den Berg besteigen. Degenerierte Städter nehmen die Seilbahn (Berg-+Talfahrt 18 Euro), die "Echten" schleppen sich schwer über Stunden himmelwärts. Der Blick auf die Karte zeigt: der stundenlange Weg ist steinig, steil und hart.


Doch wem "Gott will rechte Gunst erweisen", den schickt er auf ... den Rauschberg. Die Wunder am Weg begeistern den Wanderer. Schwer gebeugt schleppt sich der alternde Körper Schritt für Schritt, Meter für Meter in die unbarmherzige, gnadenlose Höhe. Das ist Holz....


Die schlank sich in die Höhe reckenden Buchen strahlen noch in jugendlichem, frühlingshaften Glanz. Das ist Holz, was vor den Hütten zu haben, jede junge Bayerin und Bäuerin den Burschen zum Spiel und Zeitvertreib gern drall aus dem Dirndl bietet.





Der greise Baum gemahnt mit grauem Gerippe an unsere verderbliche Vergänglichkeit.


Wie macht das Alter müde und Mühen! Dies zeigt der mürbe Baum, den Wind, Wetter, Sturm, Schnee, Eis, Blitz und Hagelschlag gegerbt haben, bis uns sein trauriges Gerippe ans Ende allen Irdischen erinnert.


Zu Winzigkeit schrumpft der geschundene Wanderer, wenn sich ihm am Grat des Berges Größe zeigt. Mit den verrinden Stunden, der schwindenden Kraft wird dem Wanderer klar, dass diese Berge ewig bleiben, er selbst schon bald vergangen und vergessen wird.


Schwitzend schmilzt Stolz. Das Herz beugt sich demütig. Milde gestimmt teilt der Wanderer sein mageres Mahl mit der hungrigen Kreatur. Doch, ach: auch Krähen sind gemein und egoistisch wie Menschen. So gönnt der Gelbschnabel seinem darbenden Bruder keine krümelige Rosine. Der Erste hackt alles auf. Mit gieriger Gewandheit schnabelt er sich schnell eine um die andere Trockenfrucht in den Schlund. Es kümmert ihn keiner, der hinter ihm wartend hungert. Dem bleibt keine Krume.


Der Bauer schiebt die Karre auf schmalen Brettern zum Berg aus Mist.


Betrübt beschließt der Betrachter, sich mit einer alter Weisheit wie von fernen, finsteren boarischen Bergtälern zu trösten: "Ein jeder kümmere sich um seinen eigenen Mist."
Die Wunder von Berg und Tal erweichen selbst steinerne Herzen. Fromm greift der Wanderer fromme Gedanken auf. Wie ein Gebet erhebt der Wanderer seine Gedanken aus steinernen Wüsten der Städte zu Boarischen Bergbewohner.
Möge der Heilige uns segnen wie das liebe Vieh.
Sonntäglich und fromm versonnen grüßt der Wanderer von dieser holzverkleideten Christus-Kirche aus Inzell.

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